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Gedichte

Das Liedlein vom Kirschbaum

Hebel, Johann Peter
Der lieb Gott het zum Früehlig gsait:
"Gang, deck im Würmli au sy Tisch!"
Druf het der Chriesbaum Blätter trait,
viel tuusig Blätter grüen un frisch.

Un 's Würmli, us em Ei verwacht's,
's het gschloofen in sym Winterhuus.
Es streckt si un sperrt 's Müüli uf
un riibt die blöden Augen uus.

Un druf se het's mit stillem Zahn
am Blättli gnagt enanderno
un gsait: "Wie isch das Gmües so guet!
Me chunnt schier nimme weg dervo."

Un wider het der lieb Gott gsait:
"Deck jetz im Immli au sy Tisch!"
Druf het der Chriesbaum Blüete trait,
viil tuusig Blüete wiiß un frisch.

Un 's Immli sieht's un fliegt druf hii,
früeih in der Sunne Morgeschiin;
es denkt: "Das wird my Kaffi sii,
si henn doch chosper Porzeliin.

Wie suufer sinn die Chächeli gschwenkt!"
Es streckt sy troche Züngli drii.
Es trinkt un sait: "Wie schmeckt's so süeß,
do mueß der Zucker wohlfel sii."

Der lieb Gott het zuem Summer gsait:
"Gang, deck im Spätzli au sy Tisch!"
Druf het der Chriesbaum Früchte trait,
viel tuusig Chriesi rot un frisch.

Un 's Spätzli sait: "Isch das der Bricht?
Do sitzt me zue un froogt nit lang.
Das git mer Chraft in Mark un Bai
un stärkt mer d'Stimm zuem neue Gsang."

Der lieb Gott het zuem Spöötlig gsait:
"Ruum ab! si henn jetz alli gha!"
Druf het e chüele Bergluft gwaiht
un 's het scho chliine Riife gha.

Un d'Blättli werden gel un rot
un fallen ais im andere noo,
un was vom Boden obsi chunnt,
mueß au zuem Bode nidsi goh.

Der lieb Gott het zuem Winter gsait:
"Deck waidli zue, was übrig isch!"
Druf het der Winter Flocke gstreut. -
 

 

Oktober 2009


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