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Wo ane gohsch? Mundartdichtung im 21. Jahrhundert

Die folgende Rede von Markus Manfred Jung wurde als Festvortrag bei den 30. Bockenheimer Mundarttagen am 6. Mai 2007 in Bockenheim an der Weinstraße gehalten.

Markus Manfred Jung

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spööter
wachst sich des us
Sehr geehrte Freunde der Mundart, liebi Kolleginne und Kollege Mundartschriiber, -schriftsteller, -dichter,

wenn ich Ihnen und euch über die Entwicklung der letzten ungefähr 40 Jahre in der deutschen Mundart-Literatur berichten darf, dann vielleicht deswegen, weil ich als Sohn eines bekannten Mundartdichters und als selbst Schreibender einen gewissen Einblick in diese Entwicklung habe. Nicht aber, weil dies meiner Profession, meiner Studienrichtung oder meinem Beruf entspräche. Im Hauptberuf bin ich Studiendirektor am Gymnasium im südbadischen Schopfheim und unterrichte Deutsch, Literatur, Sport und manchmal Ethik. Sehen Sie es mir daher bitte nach, dass ich nur Tendenzen, Grundlinien und Beispiele in dieser Entwicklung aufzeigen kann, dass mein Wissen sich nicht über alle Mundartregionen gleichermaßen erstreckt und alles, was ich hier sage, von Ihnen sicher oft ergänzt, manchmal vielleicht sogar korrigiert werden kann, darf, ja soll. Für Hinweise bin ich dankbar.

Die Situation von 1950 bis 1990

In den 50er-Jahren machte in Wien eine neue Art von Dialektdichtung von sich reden. Die Wiener Gruppe um Artmann, Rühm, Achleitner, Wiener und Co. verwendete mundartliches Sprachmaterial avantgardistisch verfremdet und politisch "fortschrittlich". Artmanns "med ana schwoazzn tintn" war das Vorzeigewerk. Der konservativen bis reaktionären "Mundartdichtung" setzten die Wiener die fortschrittliche "Dialektdichtung" entgegen. Der Skandal zog seine Kreise, es entstand in der Nachfolge eine Welle neuer Dialektdichtung, auch in der Schweiz, in Deutschland und im Elsass, die sich auf der einen Seite gegen die rassisch und nationalistisch belastete Mundarttradition, aber auch gegen die kleinbürgerlich nostalgisierende Natur- und Heimatdichtung der Nachkriegsjahre stellte. Eine Kluft tat sich auf, die in der Protest und Liedermacherwelle der 70er und 80er-Jahre ihren Fortbestand fand.

Die „Alemannische Internationale“

Fast zum Mythos avanciert ist inzwischen der Kampf der sogenannten „Alemannischen Internationalen“, die grenzüberschreitend anfangs der 70 Jahre gegen die Errichtung großindustrieller Komplexe entlang des Rheins in der Schweiz, im Elsass und in Baden kämpfte. Demonstrationen, Bauplatzbesetzungen und Diskussionsrunden bei einer gewissen Solidarität zwischen ansässiger Landbevölkerung und städtischer Intelligenz zeitigten Erfolge. Zum Beispiel wurden die Atomkraftwerke Wyhl (D) und Kaiseraugst (CH) sowie umweltschädliche Fabrikansiedlungen im grenznahen Elsass (F), z.B bei Marckolsheim verhindert. Hauptverbindungspunkte der einzelnen regionalen Initiativen waren neben dem umweltschützerischen Gesichtspunkt die gemeinsame Kulturtradition und die alemannische Sprache. Liedermacher aus allen drei Ländern benutzten den Dialekt zur Solidarisierung und waren maßgeblich beteiligt am Entstehen der sogenannten „Mundartwelle“, die kurzzeitig von den großen Medien aufgenommen und verstärkt wurde. Auf badischer Seite hat die „Mundartwelle“, was die Literatur angeht, allerdings keine dauerhaften Resultate gebracht. Liest man alemannische Liedtexte jener Zeit und jener Bewegung heute, kann einen eine gewisse, fast naive, Unbedarftheit vieler Textinhalte und -formen zwar anrühren, aber nicht mehr überzeugen. Die Verbindungen über die Grenzen unter den Mundartschaffenden sind immer noch gut, eine gewisse Ermüdung in Ermangelung neuer Themen ist aber durchaus erkennbar.

Entweder war man damals politisch links, widerständlerisch aktiv, benutzte den "Dialekt als Waffe" (André Weckmann), nutzte sein Potential als Sprache der Ohn-Macht gegen die zentralistische Staatsmacht mit ihrer Behörden-Hochsprache und solidarisierte sich mit den einfachen Menschen, den "Sprachlosen", oder man stellte sich in die wertebewahrende, konservative Reihe der Sprach-,Form- und Traditionserhalter, negierte die Politik als Thema für Mundarttexte, idyllisierte die Vergangenheit, die Natur, die Menschen, die Gegenwart, die Mundart und schrieb Bestätigungstexte. Die Mundartwelt schien einfach zu sein, nämlich schwarz-weiß.

Dass dem nicht so war, oder nicht nur, erlebte ich früh. Denn mein Vater z.B., Gerhard Jung, der sowohl bei den Heimattagen Baden-Württemberg als auch im "Fründschaftshüs" auf dem besetzten Baugelände des AKW Wyhl las, verkörperte schon damals eine andere Richtung: eine, die zwar stark in der Mundart-Sprachtradition verwurzelt war, der Idyllisierung durchaus nicht abhold, aber auch politisch offen neue Themen und auch Formen annehmen und assimilieren konnte und sich nicht so einfach ideologisieren ließ. Und er war nicht der Einzige damals.

Das IDI

Aus der Protestszene entstand nach der Mundartliteraturtagung 1974 in Obergurgl/Tirol 1976 das Internationale Dialekt Institut (IDI) in Österreich, das von Anfang an verdienstvolle Arbeit, neben der Bewahrung guter Mundartliteratur, in zwei andere Richtungen leistete. Wissenschaftler gingen an eine theoretische Aufarbeitung der Sprach- und Literatursituation in der Mundartdichtung und schafften ihr somit eine gesellschaftlich akzeptierte, intellektuelle Rechtfertigungsbasis, und das IDI solidarisierte sich auf der anderen Seite mit Minderheitenbewegungen, die durchaus Verbindung mit dem Dialekt haben konnten (Elsässisch, Walserdütsch z.B.), aber auch mit ganz fremden Sprachen (Slowenisch, Sorbisch etc.). Viele ausgezeichnete Mundartdichter aus verschiedensten Regionen schlossen sich dem IDI an.

Die Mundartwelle

Die Autoren der älteren Generation blieben von der in den 70/ 80er-Jahren medial inszenierten Mundartwelle ziemlich unberührt, da diese eine tagespolitische Ausrichtung der Texte favorisierte und neue Formen propagierte. Die Jüngeren, vor allem die Liedermacher, die damals zur Mundartdichtung stießen und eine neue, politisch aggressive Note brachten, beendeten ihr Schreiben im Dialekt mit Beendigung ihres regionalen politischen Engagements nach der Wyhlbewegung oder verschwanden in der Versenkung der Bedeutungslosigkeit. Sie hatten aber der Generation nach ihnen Möglichkeiten aufgezeigt, wie die Mundartdichtung aus der Ecke beschaulicher Heimatdichtung herauskommen konnte.

Die Lage nach 1990

Die Spaltung in zwei Mundartlager ist heute nur noch rudimentär vorhanden. Auf der einen Seite gibt es kaum noch die Identität Mundart gleich konkreter Protest. Am ehesten ist die noch in Österreich der Fall, mit Einschränkungen im alemannischen Raum, wenn zum Beispiel aus den gegen das AKW-Wyhl gerichteteten Sprüchen "Nai hä mer gsait" oder "Nit allem sich neige, s Eige zeige" im letzten Jahr beim Protest gegen die Schließung des Kadus-Werkes in Lenzkirch "uffmucke, nit duckmuse" wurde. Parallel zur gesellschaftlichen Entwicklung, wo im Moment, etwas grobhölzrig gesprochen, Konsum statt Protest, Anpassung statt Widerstand opportun ist, und auch in der jungen schriftsprachlichen Literatur offener gesellschaftlicher Protest nur am Rande vorkommt, sind diese Dinge zwar Themen der Mundartliteratur, aber sie treiben sie nicht an, sind nicht Motivationsquelle für mundartliches Schreiben. Auf der anderen Seite haben auch die Konservativen längst sozial- und zeitkritische Themen für sich entdeckt. In Zeiten der Globalisierung, Technisierung und Ökonomisierung der Welt scheint ein Festhalten an der Mundart schon an und für sich gesellschaftskritischer Protest zu sein.

Kurz: Zwar scheint der Mundartdichtung sowohl die spezifische Protesthaltung, die Politisierung a priori, als auch die explizit wertekonservative und bewusst unpolitische Traditionshaltung entglitten zu sein, auf der anderen Seite sind Berührungsängste, ideologische Gräben und Kleingeisterei einem Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb einer kleinen, aber notwendigen Literatur-Minderheit gewichen.

Publikationsmöglichkeiten:
Verlage


Aus der zeitlichen Distanz muss es geradezu als ideal anmuten, was es in den 70er-, 80er-Jahren für seriöse Publikationsmöglichkeiten gab. Die "moderne Mundartszene" mit den um das IDI, Innsbruck gruppierten Autorinnen und Autoren aus dem gesamten deutschsprachigen Gebiet hatte ihre "Mundartliterarische Reihe" im Verlag J. P. Peter, Gebrüder Holstein in Rothenburg ob der Tauber, herausgegeben von Bernhard Doerdelmann, damals schon mit Schallplatte im Buch, eine hervorragend gestaltete Reihe, die dann in den 80er-Jahren mit demselben Konzept als "Dichten im Dialekt" im Verlag van Acken in Krefeld fortgesetzt wurde.

Im alemannischen Raum z.B. gab es den rührigen Moritz Schauenburg-Verlag in Lahr und den Südkurier-Verlag in Konstanz. 1983 legte der Morstadt-Verlag in Kehl seine gediegene Reihe "Neue Alemannische Mundartdichtung" auf, herausgegeben vom Straßburger Germanisten Raymond Matzen, mit einer elsässischen Publikationsreihe und einer badischen. Gute Möglichkeiten gab es auch in der Schweiz, am bekanntesten war der Zytglogge Verlag in Gümlingen bei Bern. Im Schwäbischen machten sich u.a. die Verlage Karl Knödler, Reutlingen, und Silberburg, Stuttgart, um die Mundartliteraturszene verdient, wobei diese meines Wissens auch heute noch Mundartbücher im Programm führen. Im Bayrischen gab es den Verlag Friedl Brehm in Feldafing und andere. Das heißt, es gab neben speziellen Mundartreihen in mittelgroßen Verlagen in fast allen Mundartregionen kleinere Verlage, meist mit regionaler Verwurzelung, die in ihr hochsprachliches Programm auch Mundartbücher aufnahmen.

Da es diese Art von Verlagen als selbständige Unternehmen kaum noch gibt und durch ihren Aufkauf in große Verlagsverbünde das schiere Renditedenken einer regionalen Verwurzelung den Garaus gemacht hat, sind die seriösen Veröffentlichungsmöglichkeiten in einem Verlag, der über ein Vertriebssystem verfügt und dem Autor sein Honorar bezahlt, ohne dass er vorher sein Erspartes in die Publikation eingebracht hat, selten geworden. Im badisch-alemannischen Bereich verlegt der Kaufmann-Verlag in Lahr als Nachfolger von Schauenburg nach wie vor Populäres, wenn auch nur noch in geringem Umfang. Nur der Drey-Verlag in Gutach widmet sich mit ausgezeichnet gestalteten Büchern der modernen Mundartszene, wobei er unter anderem auch dafür den Landespreis für ambitionierte Kleinverlage in Baden-Württemberg 2006 verliehen bekommen hat.

Fast in allen anderen Regionen mit lebendiger Mundart-Literaturszene wird ebenfalls über den Missstand fehlender Publikationsmöglichkeiten durch Verlage geklagt. Lediglich Im Norddeutschen scheint es mit Quickborn, Hamburg und Michael Jung, Kiel, mit jeweils 6 bis 8 Publikationen im Jahr, noch gute Verlags-Möglichkeiten zu geben. Allerdings produzieren sie aus wirtschaftlichen Gründen fast nur Marktgängiges von aus Rundfunk und Fernsehen bekannten Autorinnen und Autoren, vornehmlich kürzere, heitere Texte. Der auf Qualität, auch was die künstlerische Buchausstattung betrifft, achtende Verleger Theo Schuster in Leer beschränkt sich inzwischen eng regional auf ostfriesisches Platt. Die Carl-Toepfer-Stiftung veranstaltet seit 8 Jahren im November eine plattdeutsche Buchmesse mit jeweils ca. 12-15 ausstellenden Verlagen für rund 2500 Besucher. Vielleicht hilft es dem Niederdeutschen doch enorm, dass es 1999 durch die europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen zur anerkannten Regionalsprache wurde, die in den meisten norddeutschen Bundesländern seither auch in der Schule wiederholt zum Unterrichtsthema gemacht werden muss, was allerdings aber oft an der Unkenntnis und dem Desinteresse der Lehrer scheitert. Mit dem Lehrband "Schrievwark" (Hrsg. Bolko Bullerdiek), dem zwei CDs beiliegen, versucht man diesem Missstand abzuhelfen.

Fast überall aber gilt: An Stelle verdienstvoller, über die Grenzen des engen Mundartraumes hinauszielende Publikationsreihen und Veröffentlichungen in traditionellen, regionalen Kleinverlagen ist inzwischen oft die Notlösung der Selbstveröffentlichung im Eigenverlag getreten. Der Mundartpoet kreiert sein Werk am eigenen PC, vielleicht mit Hilfe eines befreundeten Bildenden Künstlers, lässt das Werk drucken und ist sein eigener Verleger, der die regionalen Buchhandlungen abklappert und froh ist, wenn er seine Hefte oder Büchlein auf Kommission los wird. Natürlich hat das den großen Vorteil, dass jeder sein eigenes Buch billig produzieren kann, was zu einer großen Vielfalt in der Mundartpublikationsszene führt, aber auch zu einer Unübersichtlichkeit. Im Markgräflerland, wo ich her stamme, kann inzwischen fast jedes Dorf seinen Lokalpoeten vorweisen. Da allerdings fast immer das Lektorat, wie es ein seriöser Verlag bietet, wegfällt, stagniert die Qualität des Veröffentlichten, um es einmal vorsichtig auszudrücken, und auch die handwerkliche Verarbeitung der Bücher ist oft erschreckend primitiv. "Book on Demand-Verlage" machen da keine Ausnahme. Die wenigen guten Publikationen haben es schwer, sich in dieser Vielzahl hervorzutun. Eine potentielle Käuferschaft von qualitativ hochstehender Mundartliteratur wird so nur schwer erreicht, wenn nicht sogar abgeschreckt.

Zeitungen und Zeitschriften:

Gab es vor 30 bis 40 Jahren in regionalen Zeitungen manchmal noch Literaturbeilagen, die auch Mundarttexte im Mantelteil veröffentlichten, bei uns z.B. in der Badischen Zeitung (BZ) und im Oberbadischen Volksblatt, so erscheinen diese, wenn überhaupt, heute nur noch auf den Lokalseiten. Überlebt aus jener Zeit hat allerdings die Mundartkolumne in der BZ, dies allerdings auch nur dank einer großangelegten Kampagne und einer Großanzeige mit Unterstützung namhafter Persönlichkeiten und Institutionen. Während in unsrer Gegend Mundartveranstaltungen durchaus seriös besprochen werden, scheint dies in anderen Regionen, z.B. im Württembergischen, aber auch in Norddeutschland, nicht mehr unbedingt der Fall zu sein. Der schwäbische Dichter Hanno Kluge verwendet für die Einschätzung der Presse gegenüber Mundart das Wort "verpönt". Den Sprung ins überregionale Feuilleton schaffen wieder nur ganz Wenige. Das war allerdings vor 30 Jahren auch nicht anders.

Vor allem für Erstversuche im Mundartschreiben, aber auch für ein Bekanntwerden beim speziell an Mundart interessierten Lesepublikum sind die noch existierenden Mundartzeitschriften sehr wichtig. Daran hat sich in den letzten 30-40 Jahren wenig geändert, außer dass die Möglichkeiten, z.B. in einem traditionell starken Mundart-Literaturgebiet wie der Schweiz, deutlich zurück gegangen sind. Zeitschriften, die Texte publizieren und Publikationen vorstellen, sind enorm wichtig für eine lebendige Literaturszene, zumal in deren Redaktionen doch zumeist noch gewisse Qualitätsansprüche an zu veröffentlichende Texte gestellt werden.

Ich denke da an Beispiele wie "Alemannisch dunkt üs guet", das schwäbische "schwädds", die elsässischen "Revue Alsacienne de Littérature" (dreisprachig), "D' Heimet zwische Rhin un Vogese", oder "Land un Sproch", das lothringische "Paraple" und die "mundart saar post", an "Mundart", das Forum des Vereins Schweizerdeutsch, "Morgenschtean" und die "IDI-Informationen" in Österreich, die niederdeutschen "Quickborn", das nun schon im hundersten Jahrgang viermal im Jahr mit jeweils ca. 100 Seiten erscheint!, "Dat Blatt op Platt" , "DIESEL, dat oostfreeske Bladdje" oder "Blätter der Fehrs-Gilde" u.a.m.. Können die Herstellungskosten heutzutage, gegenüber früher, relativ gering gehalten werden, stellt inzwischen der Postvertrieb einen enormen Kostenfaktor für die Verbreitung dar.

Rundfunk und Fernsehen:

Im Bereich des Rundfunks, so könnte man meinen, hätten sich die Chancen für die Mundartliteratur mit der Konkurrenz von Privatradiosendern und der größeren Anzahl von Programmen verbessert. Das Gegenteil ist aber der Fall. Im SüdWestRundfunk z.B. , dem Sender für Baden-Württemberg und die Pfalz, hat man die Mundart in einem konsequenten Spartendenken zur einfachen Volkskultur für alte Leute abgestempelt und damit ins 4. Programm verwiesen, wo sie von seichter, verlogener, sogenannter Volksmusik umspielt, oder besser umspült wird. Das beliebte Mundartfenster am Samstagmorgen wurde zuerst so kastriert, dass nur noch ein Musiktitel von den verantwortlichen Moderatoren ausgesucht werden durfte, der Rest kam vom Sampler in Stuttgart und konterkarierte allzu oft das seriöse Anliegen der Sendung, dann zerstückelte man die Einheit und verteilte sie so auf beliebige Plätze, dass die Mundart nicht mehr gezielt gehört werden konnte, es sei denn man unterwarf sich dem Diktat der Dudelmusik. Das einstmals qualitativ hochstehende Mundart-Hörspiel, das im 1. Programm viele Hörer hatte, ist stark reduziert, gesendet werden fast nur noch Eigenproduktionen. Ins Kulturprogramm 2 schaffen es nur noch ganz, ganz wenige Themen und Namen mit Mundartliteraturrelevanz. Im 3. Programm, dem Sender für die Jugend und "Junggebliebene" existiert Mundart fast nur als ironisierte Deppensprache.

Trotz Beschneidungen scheinen da der Saarländische Rundfunk z.B. und vor allem der NDR, sowohl im Radio wie im Fernsehen, immer noch Vorbildhaftes für die Mundart zu leisten. Gerd Spiekermann hat vor zwei Jahren in Hamburg eine neue Serie gestartet: Platt für Anfänger, die auch als podcast angeboten wird. Inzwischen verzeichnet die Sendung mehr als 70 000 downloads. Seit über 50 Jahren läuft von Montag bis Samstag in drei NDR-Landesprogrammen die Serie "Hör mal'n beten to", die moderierenden Autoren haben einen hohen Bekanntheitsgrad. Am Sonntagabend, in der NDR-Sportschau im Fernsehen, kommentiert Falko Weerts jeweils ein Spiel der 1. Bundesliga "op Platt". Selbstverständlich müsste der Hörfunk für die Mundartliteratur das entscheidende Medium sein, da es nur wenige Menschen schaffen, von der verschriftlichten Mundart eine Rückkoppelung in die Hörart vorzunehmen. Wo sich die Radiomacher aber verweigern, hat seriöse Mundartdichtung einen schweren Stand. Christian Schmid mit seiner "Schnabelweid" auf bestem Sendeplatz im Schweizer Rundfunk ist ein weiterer Leuchtturm auf felsigem Land.

Etwas besser sieht es im Fernsehen aus. In der Reihe "Mundart und Musik", die eine Zeitlang im 3. Programm des SWR lief, war zwar dieselbe Spartenverquickung mit der nostalgisierenden, zynisch-populistischen Volksmusikszene zu beklagen, aber die Dichter durften wenigsten live ihre eigenen Texte vortragen. Kleineren Themensendungen kann man ab und zu im Dritten begegnen, oft in der Verquickung Landschaft und dazugehörige Mundart, größeren, wie z.B. über den elsässischen Dichter André Weckmann, in arte.

Rezeptionsmöglichkeiten

Diese hängen natürlich stark mit den Publikationsmöglichkeiten zusammen. Allerdings muss gesagt werden, dass Bücher und Zeitschriften nur ein erfahrenes und reifes Publikum erreichen. Eines, das sich die Mühe macht, Mundart in ungewohnter Verschriftlichung für sich zu erarbeiten. Inzwischen erscheinen mehr und mehr Bücher erfreulicherweise mit CDs, was sie zu einer mundartgenehmen Form von "Hörbüchern" macht. Überhaupt erleichtern CDs, vor allem auch mit Liedern, den Zugang zur Mundartliteratur.

Inzwischen gehört eine eigene home-page für viele Autorinnen und Autoren, vor allem aber für Verbände und Vereinigungen zur selbstverständlichen ständigen Medienpräsenz. Die Suchmaschinen im Internet müssen auf ein Schlagwort ansprechen können, so wie es bei der Wortkombination "Bockenheim Mundart" mit großer Zuverlässigkeit geschieht.

Immer wichtiger erscheint es, die junge Generation zu erreichen, die nicht mehr, wie noch in unsrer Jugendzeit, selbstverständlich im Dialekt aufwächst. Aus meinem Lehrerberuf weiß ich, dass auch in ländlichen Gebieten der aktive Mundartgebrauch bei Jugendlichen, bei noch hohem passiven Könnensstand, rapide zurück gegangen ist.

Um dem gerecht zu werden, hat in Baden-Württemberg der Arbeitskreis "Mundart in der Schule" (www.mundart-in-der-schule), unterstützt vom Ministerium und verschiedenen Regierungspräsidien, ein Programm erarbeitet, das Mundartsänger und -dichter in die Schulen bringt. Trägervereine sind die badische "Muettersproch-Gsellschaft" und die württembergische "schwäbische mund.art". Schon im ersten Jahr fanden über 50 Veranstaltungen statt. Die Akteure erhalten ein Garantiehonorar von 200.- € für eine Doppelschulstunde. In der neuen Broschüre sind über 50 Künstlerinnen und Künstler aufgeführt, jetzt auch aus dem fränkischen und kurpfälzischen Sprachgebiet. Hauptthema in den Schulklassen ist immer der Umgang mit Mundart, das Vorleben lebendiger Mundartsprache.

Diese Rezipientengruppe wird sicher durch online publishing, wie es einige junge Autorinnen und Autoren schon anbieten, noch besser erreicht. Da erscheinen sich neue Möglichkeiten zu ergeben, vor allem bei jugendbezogenen Themen, künstlerischen Formen (Rap, SMS-Lyrik) und dem Zusammenspiel von geschriebenem Text und vorgesprochener Mundart. Es gibt Gegenden, z.B. in Wien, wo sich längst eine "junge" Mundartszene um Rock, Rap und Comedy gebildet hat, die selbstbewusst auftritt, aber sich nicht als Mundartszene versteht und daher auch keinen Anspruch hat, als solche veröffentlicht, registriert und archiviert zu werden. Immerhin hat der ORF jüngst einen Mundart-Rock Wettbewerb ausgeschrieben.

Werkstätten

Wenn es heute etwas ausgesprochen Positives gibt, das es meines Wissens in der Blütezeit der Mundartliteratur in den 70er und 80er-Jahren noch nicht gab, dann sind es die Mundart-Literaturwerkstätten, d.h. eine seriöse Textarbeit, ein wechselseitiges Besprechen und Kritisieren literarischer Texte. Ich weiß, dass einzelne Autoren früher Nestorfunktion hatten. Man suchte ihre Kritik und vor allem ihre Zustimmung, aber eine Werkstattarbeit auf Augenhöhe ist mir aus jener Zeit nicht bekannt. Aus einem Buch wie Hubert Baums "Freude am alemannischen Gedicht" konnte man ersehen, was ein gutes Gedicht ist, aber man kam dadurch mit seinem Schreiben nicht automatisch weiter. In den Kreisen des IDI konnte man sich über Gesellschaftspolitik streiten, ja fast zerfleischen, aber über die Texte der Kollegen redete man, in den Anfangsjahren zumindest, nicht. Jeder schrieb, wie er schrieb.

Eine die alemannischen Grenzen sprengende Mundart-Literatur-Initiative haben 1989 die Autoren Thomas Burth (gestorben 2000) und Markus Manfred Jung in Schopfheim, dem Nachbarort von Hausen, ins Leben gerufen. Vor allem Autorinnen/Autoren der sogenannten modernen Dialektliteratur aus dem gesamten deutschsprachigen Raum treffen sich dort seither alljährlich zur Schopfheimer Mund-Art Literatur-Werkstatt, lesen in Schulen, arbeiten unter der Leitung eines Moderators an Texten zu einem vorgegebenen Thema und unterhalten im Museumskeller ein großes, fachkundiges Publikum. Seit 2001 ist diese Werkstatt auch auf Weil am Rhein ausgedehnt. Bei den bisher 19 Veranstaltungen bis 2007 haben fast 100 Mundartdichterinnen und -dichter teilgenommen.

Ähnliches leistet seit 1993 das Mundart-Symposion an der Bosener Mühle im Saarland. Der Landkreis St. Wendel und SR3-Saarlandwelle mit Günter Schmitt, und zu Beginn auch mit Friedrich Hatzenbühler, haben eine vorbildhafte Werkstatt geschaffen. Ähnlich wie in Schopfheim, aber über einen längeren Zeitraum, können Autorinnen und Autoren aus dem gesamten deutschen Sprachraum an Werkstücken feilen. Auftritte, auch im Radio, sowie eine gemeinsame Publikation (die leider inzwischen wegen Geldmangels nicht mehr zustande kommt) erhöhen den Wert dieser Arbeit. Ein regelmäßiger Austausch der Veranstalter dieser beiden Zentren miteinander bildet die Grundlage für eine lebendige Mundartliteratur-Szene im südwestdeutschen Raum.

Aus dem Bosener Symposion entstand 2000 die sehr rührige Vereinigung von inzwischen über 20 mosel- und rheinfränkischer Liedermacher, Autorinnen und Autoren aus dem Saarland, aus Rheinland- Pfalz, dem Elsass und Lothringen, was zeigt, wie eine gute Initiative eine nächste nachziehen kann. Seit 2005 gibt es durch die Vorarlbergerin Anni Mathes, die an beiden Werkstätten teilgenommen hat, eine entsprechende Werkstatt in Bludesch/A. In jenem Raum leistet auch Adolf Vallaster mit seiner Arbeit seit vielen Jahren Vorbildliches. Weitere Werkstätten existieren, wie ich vom Hörensagen "weiß", im niederdeutschen Raum. In kleineren, regional begrenzten Gruppierungen, gibt es diese Werkstattarbeit an vielen Orten.

Die "großen" Werkstätten schaffen zum einen Verbindungen über die regionale Begrenztheit der Mundartliteratur hinaus, und zum andern wird die Qualität der Texte in der kritischen Arbeit bewusst in Frage gestellt. Da dieselben Kriterien wie bei der Arbeit an schriftsprachlichen Texten angelegt werden, führt das auch dazu, dass die Texte im literarischen Anspruch mit hochsprachlicher Literatur verglichen werden können. Dies muss ein unbedingter Anspruch zeitgenössischer Mundart-Literatur sein, um den nach wie vor weit verbreiteten Vorurteilen, sie sei lustig, derb, bodenständig, rührend, simpel etc., eben niedere Literatur, beharrlich und berechtigt zu begegnen.

Preise

Grundsätzlich gilt: Dort, wo Mundartliteratur eines Preises für würdig gehalten wird, erfährt sie Wertschätzung und lebt im Bewusstsein der Bevölkerung. Damit wird sie gelesen. Das Schreiben von Mundarttexten wird nicht (nur) belächelt. In Baden gibt es seit 1936 den Hebelpreis, der heute vom Land Baden-Württemberg (seit 1972 alle zwei Jahre) verliehen wird. Die Ausgezeichneten sollen aus dem alemannischen Sprachgebiet von Elsass, Baden, Schweiz und Vorarlberg stammen und eine Verbindung zu Hebels Werk haben. Noch vor 30, 40 Jahren, war die Chance für Literaten, die ausschließlich oder teilweise in Mundart schrieben, diesen hochdotierten Preis zu erhalten, groß: 1961 Albin Fringeli (CH), 1962 Richard Nutzinger, 1964 Albert Bächtold (CH), 1966 Eberhard Meckel, 1968 Hermann Schneider (CH), 1972 Kurt Marti (CH), 1974 Gerhard Jung, 1976 André Weckmann (F), 1984 Claude Vigée (F). Mit Manfred Bosch 1990 und Adrien Finck (F) 1992 endet allerdings diese Reihe. Die heutige Mundartliteratur wird von der Jury wohl nicht mehr als preiswürdig angesehen.

Unglaublich wichtig für die Erneuerung und Weiterführung einer Mundartliteraturszene sind Schreibwettbewerbe mit ausgelobten Preisen. Dies wird im Alemannischen exemplarisch deutlich. Die Generation der sogenannten „Jungen Mundart" wurde mit Ausschreibung eines Wettbewerbs 1974 geboren. Die „Muettersproch-Gsellschaft“ zeichnete zusammen mit dem Regierungspräsidium Südbaden in Freiburg für den Wettbewerb verantwortlich. Gesucht waren alemannische Mundarttexte in den Sparten Lyrik und Prosa sowie Tondokumente mit Liedern. Angesprochen wurden junge Menschen bis 35. Es waren Preise ausgelobt bis zu 1000 DM. Der Regierungspräsident verlieh die Preise, die Medien zeigten Interesse.

Von den Preisträgern, die fast ausahmslos alle zum ersten Mal in Mundart publizierten, ja meist sogar zum ersten Mal literarisch schrieben, und von denen, die außerdem als preiswürdig eingestuft wurden, blieben einige dabei und brachten mit neuen Formen und Themen die „moderne Dialektliteratur“ im Alemannischen hervor, ohne zuerst Verbindung zu ähnlichen Entwicklungen in anderen Regionen zu haben. Viele dieser jungen Autoren studierten Germanistik und/oder Sprachen und Literatur anderer Länder und kannten natürlich so die zeitgenössische hochsprachliche Literatur in Deutschland, Frankreich, England, USA oder Skandinavien, was ihrer Mundartdichtung durchaus anzumerken ist. 1984 wurde der Wettbewerb wiederholt, die Preisträger waren so ziemlich dieselben.

Da die „Muettersproch-Gsellschaft“ mit dem Preis eines Tabakkonzerns für ihr Engagement um die Heimat ausgezeichnet wurde, war einige Jahre später Geld da, um eine Anthologie als Folge dieses zweiten Wettbewerbs zu finanzieren. Diese Anthologie „D Hailiecher - Junge Mundart“ bestätigte zwar die neue Generation, brachte aber keine neuen Impulse. Um die Autoren von 1974 entstand eine Szene, zu der neue Autorinnen und Autoren im ungefähr selben Alter stießen. Diese sind heute die Träger der alemannischen Mundart-LIteraturszene.

Am 28. April 2003, zum fünften Todestag von Gerhard Jung, dem populärsten alemannischen Mundartdichter nach Johann Peter Hebel, rief die Stadt Zell einen Mundart-Nachwuchswettbewerb ins Leben, der sich ganz bewusst eng an den Wettbewerb „Junge Mundart“ von 1974 anlehnte. Und das Ergebnis war überraschend. Gute Texte von teilweise bisher unbekannten jungen Autorinnen und Autoren konnten prämiert werden. 2006 ging die zweite Auflage über die Bühne, wieder mit großem Erfolg. Zu den vom ersten Wettbewerb bekannten Preisträgerinnen und Preisträgern kamen neue hinzu. Und auch um diese hat sich bereits eine Szene "Jüngere Mundart" gebildet.

Wenn man kleinere, regional begrenzte Auszeichnungen wie "Hebelplakette", "Schatzkästlein" oder Hebel-Medaille, die oft an Mundartliteraten verliehen werden, dazu nimmt, versteht man, wie so ein System das Interesse am Mundartschreiben erhalten, ja oft sogar wecken kann. Der Arbeitskreis "Mundart in der Schule" hat dies erkannt und lobt für 2007/2008 landesweit für Baden-Württemberg einen Wettbewerb für Schüler aller Schularten aus, mit Gruppen- und Einzelprämierungen, ein gewaltiges Unterfangen.

Ähnlich belebend wirken Wettbewerbe und Preise in der plattdeutschen Szene, wo jährlich 3 bis 4 Auszeichnungen vorgenommen werden. Am traditionsreichsten ist der jährliche Wettbewerb der Freudenthalgesellschaft in Soltau, der mit der größten Wirkung (mehr als 2000 Einsender) ist "Vertell doch mol" des NDR. Im Schwäbischen, wo man sehnlichst eine Verjüngung der Szene erhofft, fehlt so ein Anreiz. Im pfälzischen Bockenheim, beim traditionellen und vorbildhaften Wettbewerb, kann der Nachwuchspreis wegen fehlendem Interesse nicht mehr vergeben werden. Vielleicht hilft auch da ein speziell für Junge zugeschnittener Wettbewerb? Von außen betrachtet scheint trotz allem die Pfalz, noch zusätzlich mit den Wettbewerben "Dannstadter Höhe" und "Sickinger Höhe", ein Mundart-Paradies, was die Honorierung literarischer Leistungen in der eigenen Mundart anbelangt, wobei man über die Preisgeldhöhe einmal unbedingt neu nachdenken sollte.

Mundart-Theater

Die wohl blühendste Sparte des Mundart-Literatur Gebrauchs ist in den meisten Gegenden sicher das Theaterspiel. Vor allem Laienbühnen spielen die meist heiteren Mundartstücke. Im Elsass sind gerade sie es, die durch die Schulung junger Schauspieler die Mundart am Leben erhalten. Zu den vielen kleinen Bühnen kommen semiprofessionelle Freilichtheater dazu, die oft historische Stücke spielen. Da hat sich, meines Erachtens, in den letzten 50 Jahren der Bestand an gelebter Mundartliteratur, trotz eines gewissen Rückgangs, noch am besten erhalten. Im Norddeutschen existieren neben professionellen Bühnen "Ohnsorg-Theater" in Hamburg und "Fritz-Reuter-Bühne" in Schwerin ungezählte dörfliche Laienbühnen.

Aber auch in dieser lebendigen Szene hat sich einiges gewandelt. Spielte man bis in die 90er-Jahre noch das reichhaltige Stücke- Potential der eigenen Schriftsteller, werden heute sehr oft aus dem Englischen oder Amerikanischen adaptierte Boulevardstücke mit Comedyeffekt und viel Lust an der Unterdergürtellinie-Komik gepflegt. Das Publikum goutiert es.

Übersetzungen

Mit dem Mundart-Boom in den 80er-Jahren entstanden die Übersetzungen von Klassikern in alle möglichen Mundarten. "Der kleine Prinz", "Asterix und Obelix" und bekannte Teile des Neuen Testamentes, wie z.B. die Bergpredigt, waren und sind die Favoriten und verkaufen sich gut. Ein Bedarf an guter Mundartliteratur scheint also, nach wie vor, vorhanden.

Ausblick- Wo ane gohsch, Mundartdichtung?

Mundartliteratur wird es dort geben, wo die Mundart noch lebendig im täglichen Gebrauch einer größeren Personengruppe existiert. Das ist in vielen deutschsprachigen Gegenden der Fall. Sie wird dort aber nur erfolgreich neben hochsprachlicher Literatur bestehen können, wenn sie qualitätsbewusst, gegenwartsbezogen, formal und thematisch offen etwas für den Fortbestand gewachsener Kulturtradition und regionalen Bewusstseins schafft. Bewahrung von Abgelebtem und provinzieller Chauvinismus manövrieren die Mundartliteratur direkt ins Museum.

Für die Weiterentwicklung braucht es unter den Autorinnen und Autoren Austausch in offener Werkstattarbeit an Texten, dass man sich gegenseitig in den Lesungen besucht, über das Gehörte und Gelesene spricht, es braucht den Blick über den Tellerrand in andere Literaturen, auch mundartliche, es braucht die Etablierung von Veranstaltungen, die auf schenkelklopfendes Publikum bewusst verzichten und sich selbst ein Literaturpublikum heranziehen. Es braucht die Kommunikation mit Medienleuten, behutsam und beharrlich, um Lücken in der konformistischen Medienwelt aufzutun und zu füllen. Es braucht Anreize für Jüngere und Junge, Wettbewerbe, Preise, neue Publikationswege, den Weg in die Schulen, Offenheit für Mischsprachformen, für neue Ausdrucksweisen...

Tradition heißt nicht die Asche bewahren, sondern das Feuer weitertragen. E Spruch, wo im Gustav Mahler zuegschribe wird. Des heißt nit, dass d Arbet an de Mundart nit wichtig wäri, aber s Entscheidendi isch d Arbet mit un in de Mundart, hüt, mit de jetz gschwätzte Mundart, mit de Problem un de Theme vo hüt. Der Pfälzer Kabarettist Chako Habekost verlangt "Brutstätte statt Pflegeheim".

Es braucht den Schwung, die Überzeugungskraft und die Schaffensfreude einiger weniger Menschen, die damit beginnen. Also!

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