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Gedichte

Beim Glockengeläute am Silvesterabend des Jahres 1851

Friedrich Sonntag
Der Tag vergoht, es dunklet weger scho,
die letzschti Nacht im alte Johr isch do;
un daß mer alli solle denke dra,
so ziehn sie d Glocke uf de Chilchen a.

Un wenni jetz de Glockeschall so hör,
i weiß, er fallt uf mengi Herze schwer;
denn s isch e Schall, der tief zum Herze goht,
er het e gheimi Sproch, wer s recht verstoht.

Der Glockeschall seit jetz: "Ihr liebe Lüt,
s währt alles in der Welt e churzi Zit;
un sei s e Chrone oder Bettlerstab,
s nutzt alles nüt, mer müen doch zletzscht ins Grab."

Er seit: "Vor Johr in dunkler Mitternacht,
wo z Nacht um Zwölfi isch s Neujohr verwacht,
wie Menge het me dört no lustig gseh!
Er lit im stille Grab un schnuft nit meh."

Er seit: "Was isch uf Erde alli Freud!
Sie ruscht vorbei, un zletzscht git's Herzeleid;
un wenn e Herz nit Gott vertraue cha,
so isch s uf Erde sölli übel dra."

So seit in sire Sproch der Glockeklang,
un Mengem, weißi, isch ums Herz jetz bang;
e Menge süfzget in der Nacht no schwer,
un seit: "Wenn numme d Zit au besser wär!"

E neui Zit isch cho, e stolzi Welt,
der Hochmueth gilt gar sölli viel un s Geld;
mer bildet sich z viel großi Possen i,
un alles möcht gern Herr un Meister si.

Me lebt nit einig, wie me lebe sott,
der ein will numme Hüst, der ander Hott,
un wie me s macht, so macht me s nieme recht;
drum goht s so meng mol überzwerch un schlecht.

s isch Fride zwor, doch isch nit alles ghür,
an mengem Ort glüeht no e heimli Für;
un wenn s au nümmi uf de Dächer brennt,
so glumst s doch gföhrli no im Fundement.

Es wetterleichnet als no do un dört,
wer weiß, wie bald me au no dundre hört?
E Menge möcht e neue blüetige Champf
bi Barikade un bi Pulverdampf.

Doch horch, sie lüte allewil druf un druf,
un d Liechtli, lueg! Sie gehn am Himmel uf;
der lieb Gott chunt in sire Sternepracht,
un zeigt, daß no si Aug im Himmel wacht.

Drum denkt mi Herz so gern bim Glockeschall:
s git wohl viel Chrüz un Chummer überal,
doch, wenn Gott hilft, so thuet üs alles nüt,
un d Reis zuer Heimeth isch nit sölli wit.

Die Todte, denki au, si ruehe wohl,
i weiß, mer sehn sie wieder au emol;
un chönte sie jetz zruckuf d Erde cho,
sie chöme nit, sie täte s blibe lo.

So geb üs Gott der Herr e guet Neujohr,
er bhüet üs all un helf üs in der Gfohr,
er schütz vor Chrieg un allem schwere Leid,
geb alle Mensche Fried un Einigkeit!

Gott geb si Segen über Fürst un Land,
er bhüet mit sine Engle jede Stand,
si guete Geist regier üs all, und walt
mit sine Gaben über Jung und Alt!

Un wo no süfzget jetz e trurig Herz,
Gott geb em Trost vum Himmel in sim Schmerz,
e Sunneglanz, der alles Gwülch vertribt,
un zletzscht e Freud, die ewig, ewig blibt!

 

 

Dezember 2008


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